Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Das Deutsche Reich - S. 74

1905 - Berlin : Mittler
74 — Dresden (400 000). Etwa 67°/0 der Bewohner nähren sich von der Industrie, die durch die Nachbarschaft bedeutender Kohlen- lager besonders begünstigt ist. Zu den wichtigsten Erzeugnissen industrieller Tätigkeit gehören Gold- und Silberwaren, Musikinstrumente, mathematische und physikalische Instrumente, Nähmaschinen, landwirtschaftliche Ma- schinen, Möbel, photographisches Papier, Strohhüte, künstliche Blumen und Federn, Bier, Schokolade (Hartwig & Vogel), feine Zuckerwaren und Zigaretten. Hoher Blüte erfreut sich endlich noch die Kunst - und Han dels- gärtnerei. 2. Die Lausitz. Was versteht man darunter? Die Lausitz umfaßt das Gebiet, das sich nördlich vom Lausitzer Gebirge ausbreitet und von der Spree und der Görlitzer Neiße entwässert wird. In welche Glieder zerfällt sie? a) Lausitzer Gebirge (Oberlausitz). Das Berg- und Hügelland, das teils zu Schlesien, teils zu Sachsen gehört und im Norden Brandenburg erreicht, führt den Namen »Oberlausitz« und ist reich an vielen Granitstein- brüchen. Die wichtigste Stadt ist Zittau mit Webeindustrie und bedeutendem Gemüsebau. b) Nach Nord geht das Lausitzer Berg- und Hügelland allmählich in ein fruchtbares, mit Lehm bedecktes Flachland über, das den Ackerbau sehr begünstigt. Es führt den Namen »Niederlausitz« und hegt bereits in Brandenburg. Lebhafte Webeindustrie und bedeutende Braunkohlen- gewinnung kennzeichnen dieselbe. Die Textilindustrie betreiben die Städte Kottbus, Forst, Guben, Spremberg und Sorau. (Tuchfabrikation.) Die wichtigsten Plätze der Braunkohlengewinnung sind: Senftenberg und Fürstenberg. Im Jahre 1902/03 betrug die Kohlenförderung der »Nieder- lausitzer Kohlen werke« auf den Betrieben Fürstenberg und Zschipkau 9 Mill. Hektoliter, die Menge der Preßkohlen 4 Mui. Zentner. c) Den nördlichsten Teil der Niederlausitz bildet der »Spreewald«, eine bruchartige Gegend, die von zahllosen Spreearmen netzartig durchflössen und im Frühjahre und Herbst vielfach überschwemmt wird.

2. Das Deutsche Reich - S. 15

1905 - Berlin : Mittler
15 *— Holz-, Butter- und Käsehandel (Schweizer käse) des Algäus; auch besitzt es bedeutende Baumwollspinnereien und Webereien. Am Eingange zum oberen Illertal, an der Mündung mehrerer Täler, hegt Sonthofen. Es bildet ebenfalls einen bedeutenden Stapelplatz der Erzeugnisse des Algäus. Seine Käselager sind berühmt; nirgends wird mehr Butter erzeugt als hier. Die Herbstviehmärkte sind die größten Bayerns; oft stehen hier 3000 bis 4000 Stück Rinder zum Verkauf. Füssen am Lech mit bedeutender Seilerwarenfabrikation, die 1000 Arbeiter beschäftigt. Etwa fünf Stunden von Lindau entfernt liegt der freund- liche Flecken Lindenberg im Algäu. Er bildet mit seiner Umgebung einen hervorragenden Industriebezirk; denn er ist nicht nur der älteste, sondern auch wichtigste Erzeugungs- ort für Strohhüte in Deutschland. Wie ist die Strohliutindustrie im Algäu entstanden? Wahrscheinlich fand sie ihren Weg von Italien herauf. Ursprünglich verfertigte man nur ein grobes Geflecht, das zu Stroh- hüten verarbeitet wurde, wie sie die Bauern zur Erntezeit tragen. Die Strohhuterzeugung bildete eben nur eine Nebenbeschäftigung während der langen Wintermonate, wenn die Almen tief verschneit waren. Heute beschäftigen nicht weniger als 30 größere und kleinere Strohhutfabriken acht Monate lang 800 Strohhut- maschinen, und 66 hydraulische Pressen geben dem Geflecht die gewünschte Form. Man kann annehmen, daß von hier aus jährlich über 2 Millionen Menschen unter den Strohhut gebracht werden. Lindau, das »schwäbische Venedig«, unterhält einen äußerst lebhaften Verkehr mit der Schweiz und versorgt diese mit Getreide. Auch werden Wein, Obst, Kirschgeist, Bauholz, Schmalz und Käse in bedeutenden Mengen ausgeführt. Die bayerischen und Salzburger Alpen. Beide Gruppen unterscheiden sich wesentlich von den Algäuer Alpen. Während diese vom Fuße bis fast zum Gipfel im schönsten Ahnen- schmucke prangen, erheben sich die bayerischen Alpen mauerartig, wie die »versteinerten Wehen einer sturmgepeitschten See«, nackt und kahl, bäum- und strauchlos. Ihre westöstlich streichenden Felsenketten werden durch Quertäler in viele Gebirgsstöcke zerlegt, in deren massigstem und schroffwandigstem sich Deutschlands höchster Gipfel, die Zugspitze, erhebt (3000 m). / f

3. Das Deutsche Reich - S. 17

1905 - Berlin : Mittler
— 17 — Das Fichtelgebirge. (Landschaftliches.) Der größte Teil desselben setzt sich aus geschichtetem Granit und kristallinischen Schiefern zusammen. Ein Kiesengranit, der 1000 m hohe Schneeberg, bildet die höchste Erhebung; seine schroff abstürzenden, dicht bewaldeten Wände ragen majestätisch in die Luft. Ein fast beispiel- loser Keichtum an Gewässern und Quellen zeichnet das Fichtelgebirge vor andern Gebirgen aus. Nach den vier Haupthimmelsrichtungen entfließen diesem Saugbrunnen deutscher Flüsse Main, Naab, Eger und Saale. Welches sind die wichtigsten Erwerbszweige im Fichtel- gebirge? Gleich dem Bodenbau ist auch die Rindviehzucht wenig ertragreich; dagegen ist die Ziegenzucht sehr lohnend. Der Holzreichtum des Gebirges beschäftigt eine statt- liche Zahl der Bewohner als Fäller und Kohlenbrenner; auch geben Glasfabrikation, Flachsspinnerei und Weberei vielen Lohn und Brot. Während in früheren Zeiten die Bewohner Gold suchten und auch fanden, werden heute neben Eisen, Zinn, Alaun und Vitriol vornehmlich granitene Bausteine gewonnen. Am Nordfuße des Fichtelgebirges liegt in schöner, aber sehr rauher Gegend (bayerisches Sibirien genannt) die Fabrikstadt Hof, das bayerische Manchester. Die Ausfuhr von Baumwoll-, Woll- und Leinen- waren ist bedeutend. Große Färbereien, Teppich- druckereien,Maschinenfabriken, Chemikalien-, Zucker-, Zellulose- und Porzellanfabriken zeugen von reger in- dustrieller Tätigkeit, die es seiner günstigen Lage in der Senke zwischen dem Thüringer Walde und dem Fichtelgebirge und der Nähe des Zwickauer Kohlenlagers verdankt. Kulmbach, am Nordwestfuße, ist bekannt durch seine Bierbrauereien. Der Böhmerwald. 9 Geologisches und Landschaftliches. Der Böhmerwald ist wohl die älteste aller Bodenerhebungen Deutschlands. Die Urgesteinsmassen (Gneis, Granit und Glimmerschiefer), aus denen das Gebirge sich hauptsächlich zusammensetzt, sind verwittert, und ihre Trümmer füllen die tiefen Talmulden, die sich einst zwischen den Gebirgsrücken ausdehnten. Wolff—pflug, Wirtschaftsgeographie. I. 2

4. Das Deutsche Reich - S. 63

1905 - Berlin : Mittler
63 See ragt er majestätisch aus dem ihn rings umgehenden Hügel- und Flachlande empor. Seine größte Längenausdehnung beträgt 100 km, die Breite etwa 30 km. Er gliedert sich in den Ober- und Unterharz. Aus welchen Gesteinsmassen bestellt er? Sie verdanken fast ausschließlich dem Altertum der Erdbildungs- geschichte ihre Entstehung. Grauwacke und Schiefer überwiegen und bilden das geologische Bückgrat des Gebirges. Der Oberharz setzt sich hauptsächlich aus dem Karbon zusammen, das zwar keine Kohlen, dafür aber viele Erze, besonders silberhaltige Bleierze, Zinkblende und Kupferkies enthält. Durchbrochen wird das Kohlengebirge vielfach von Auswurfgesteinen, namentlich Granit, woraus der auf dem Oberharz liegende Brocken besteht. Der Un ter harz gehört gleich dem rheinischen Schiefergebirge dem Devon (Vorkohlengebirge) an. Wie ein Band umsäumt die jüngere Formation des Nachkohlen- gebirges, der Zechstein, den Südosten des Harzes, der durch seinen Reichtum an Kupfer das Mansfelder Gebiet zu dem zweitreichstèn Kupfer- lande Europas gemacht hat. Welches Landschaftsbild zeigt er? Der Harz ist eins der schönsten deutschen Waldgebirge. Vier Fünftel seiner Oberfläche sind mit den herrlichsten Laub- und Nadelwaldungen bedeckt. Nach Norden entströmt die Ilse, nach Nordosten die Holte m me, deren schmales, düsteres Tal den Namen »steinerne Renne« führt. Das großartigste aller Harztäler ist jedoch dasjenige der Bode. Beim Austritt aus dem Gebirge erhebt sich zur Linken der Granitfelsen der Roßtrappe, zur Rechten der Hexentanzplatz. Innerste und Ocker entspringen ebenfalls auf dem Oberharz. Ein ganz anderes Bild gewährt der Unterharz, der ein weit aus- gedehntes Plateau darstellt, auf dem schöne Laubwaldungen mit mehr oder weniger mageren Getreidefeldern abwechseln. Das Klima ist angenehmer als im rauhen Oberharz. Nach Osten wird er von dem heblichen Tale der Selke durchfurcht, die der Bode zueilt. Worin liegt die wirtschaftliche Bedeutung des Harzes? Er ist vor allem ein Bergbaugebiet hervorragendster Art. Zahlreiche Erzgänge enthalten eine außerordentliche Fülle an Kupfer-, Silber-, Blei- und Eisenerzen. Man unterscheidet zwei Bergbaubezirke. 1. Der Bergbau im Oberharz. Hier sind die wichtigsten Erzlagerstätten im Distrikt:

5. Das Deutsche Reich - S. 80

1905 - Berlin : Mittler
— 80 — Es besteht aus zwei gleichlaufenden Kämmen, zwischen denen ein schmales Längental eingebettet ist. Auf dem preußischen Kamm liegt die höchste Erhebung, die Schneekoppe (1605). Nach Norden senkt sich das Gebirge zum lieblichen Hirschberger Talkessel. 2. Der Glatzer Gebirgskessel. Es stellt ein in etwa 400 m Höhe liegendes rechteckiges Plateau dar, das von vielen hohen Randgebirgen umschlossen ist. 3. Das schlesische Hügelland. Gleich einem breiten Saume zieht es sich am Fuße der Sudeten hin. An mehreren Stellen ragen größere Berg- gruppen aus ihm hervor. So der Zobten bei Schweidnitz, die Striegauer Berge und die Landeskrone bei Görlitz. Womit beschäftigen sich die Bewohner der Sudeten und des schlesischen Hügellandes? a) Almwirtschaft. Der Reichtum an futterreichen Weiden hat hoch oben im Gebirge (besonders im Riesengebirge) ähnlich wie im Algäu, im Schwarzwalde und in den Yogesen zur sogenannten Almwirtschaft geführt. Man schätzt die Zahl aller Bauden des Riesengebirges auf 3000, den Reichtum an Rindern und Ziegen auf über 30 000 Stück. b) Industrie (im Gebirge). Die nächstwichtige Erwerbs- quelle bildet die Leinenindustrie. Sie steht in ursächlichem Zusammenhange mit dem weitverbreiteten Anbau des Flachses und der ziemlich dichten Besiedlung (175 auf 1 qkm) des Gebirges. Das Spinnen und Weben ist noch heute, wie in alten Zeiten, eine Hauptbeschäftigung der zahlreichen Bewohner. Im Hauptbezirke der Leinenindustrie, im Waldenburger Berg- lande, liegt daher ein Weberdorf neben dem andern. Manche von ihnen, wie Langenbielau und Peters- waldau, zählen gegen 20 000 Einwohner und ziehen sich meilenweit in den Gebirgstälern entlang. Großbetriebe (Flachsspinnereien) bestehen in Landeshut, Erdmannsdorf, Liebau ; Webereien namentlich in der Reichen- bacher Gegend, in Waldenburg, Landeshut und Hirschberg. (Im Hügellande). Da dasselbe sich durch große Fruchtbarkeit auszeichnet, so sind daselbst zahlreiche Städte zu größerer Entwicklung gelangt. Die bedeutendste ist

6. Die Verkehrsländer des Deutschen Reiches, nach Wirtschaftsgebieten geordnet - S. 58

1908 - Berlin : Süsserott
Frankreich. A. Allgemeines. 1. Größe, Lage und Begrenzung. Frankreich wird an Boden- fläche (536 464 qkm) und Bevölkerungszahl (39,3 Mill.) in Europa nur von Rußland, dem Deutschen Reiche und Österreich-Ungarn übertroffen. Seine Lage ist sowohl in bezug auf Klima und Boden- fruchtbarkeit als auch in kommerzieller Hinsicht äußerst vorteilhaft. Seine bedeutende Küstenentwicklung an den beiden wichtigsten Meeren Europas (welchen?) sichert ihm für alle Zeiten einen bevor- zugten Platz unter den Handelsvölkern der Erde, und die Nachbar- schaft der hochentwickelten Kulturstaaten Europas wirkt be- fruchtend auf sein Wirtschaftsleben ein. Obwohl hohe Gebirge (welche?) es gegen Italien und Spanien fast ganz abschließen, konnte sich zwischen ihm und diesen Ländern doch ein lebhafter Verkehr entwickeln. (Bahnen längs der Küste und durch den Mont Cenis.) Die Burgundische Pforte — das ,,Loch in den Vogesen" — und das Moseltal bilden gute Verbindungen mit Deutschland, während Maas und Scheide nach Belgien führen. Von dem handelsmächtigen Eng- land nur durch die schmale Straße von Calais getrennt, war es mit seinen Handelsbeziehungen von jeher hauptsächlich auf dieses Land angewiesen. 2. Bodengestaltung. Der Südosten ist Gebirgsland, während der größere nordwestliche Teil als eine Fortsetzung der Deutschen und Flandrischen Tiefebene anzusehen ist. Hochgebirge liegen nur an den Grenzen. Die Westalpen fallen mit ihren höchsten und wildesten Teilen in das französische Gebiet (Montblanc 4800 m). Während sie in den höheren Regionen nur durch Weiden und Wälder produktiv sind, bilden die Täler, besonders in den Seealpen, herrliche

7. Die Verkehrsländer des Deutschen Reiches, nach Wirtschaftsgebieten geordnet - S. 111

1908 - Berlin : Süsserott
111 oder pazifische Hälfte. In der Mitte breiten sich gewaltige Tafel- länder und Tiefebenen aus. Die schon früher erwähnte Arktische Ebene wird durch die Region der großen Seen von dem Mississippi- tiefland geschieden. Dieses steht im Süden der Alleghanies mit der Atlantischen Niederung in Verbindung. Beide Becken enthalten ebenso wie die Gebiete zwischen Missouri, Mississippi und Ohio sehr fruchtbaren Boden. Die Apalachen ziehen sich vom St. Lorenz- strom in südwestlicher Richtung nach dem Mississippi hin. Sie sind im nördlichen Teile nicht besonders hoch und boten daher der Durch- legung von Straßen und Eisenbahnen keine nennenswerten Schwierig- keiten. Der südliche Teil ist höher, breiter und weniger wegsam. Zwischen seinen Ketten zieht das „Große Tal" des Tennessee nord- wärts. In allen seinen Teilen sehr kohlen- und erzreich, ist dieses Gebirge eines der wichtigsten Gebiete der Union geworden. Die pazifische Hälfte Nordamerikas wird durch das Felsengebirge (Rocky Mountains) beherrscht. Es ist der nordamerikanische Ab- schnitt jener gewaltigen Ketten, die unter dem Namen Cordilleren oder Anden den südamerikanischen Kontinent an der Westküste durchziehen. In Mexiko teilt sich das Gebirge in Ost- und Südwest- ketten, welche die Hochfläche von Mexiko einschließen. Während sich die östlichen Ketten verflachen, gehen die Westketten nach der Union über. Sie dehnen sich hier sehr in die Breite aus. Von der Küste kommend, übersteigt man nacheinander das Küstengebirge, vom californischen Tale und dem Tale des Oregon aus die Sierra Nevada und das Kaskadengebirge und schließlich über die von vielen tiefen Schluchten (Cañons) durchzogenen Hochflächen von Colorado und das „Große Bassin" die Felsengebirge. Obwohl diese plötzlich steil nach der Prärie abfallen, ist die Überwindung der Steigung für den Bahnbau lange nicht so schwierig gewesen wie der Abstieg nach dem californischen Tale, bei dem im Winter ungeheure Schneemassen zu bekämpfen sind. (Bei der Zentralpacificbahn 60 km langes Schutzdach.) Auch die westlichen Gebirge bergen ungeheure Lager von Erzen. Gold- und Silberadern von unerschöpflichem Reichtum, Quecksilber-, Blei- und Kupfererzgänge sind reichlich vorhanden; auch fehlt es nicht an Kohlenfeldern, Petroleumquellen und Salzlagern. 3. Bewässerung. Amerika ist gleich Asien der Erdteil der großen Ströme (Gründe?), und so zählen auch die Flüsse der Union

8. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 29

1913 - Leipzig : Hahn
29 nächsten Augenblick in einem Tunnel verschwindet, da er sich nicht am Felsen vorbeidrücken kann. Hier treibt ein Floß von ungeheurer Länge; es bringt Schwarzwaldtannen und Bretter nach Holland. Die Ruderer an beiden Enden bewegen die Steuer im Takte; sie sind froh, daß sie beide Brücken bei Mainz ohne Anstoß durchfahren haben. Langgestreckte Inseln liegen mitten im Strome, und Fahrzeuge aller Größen durchkreuzen ihn längs und quer. Bald grüßt von einem hohen Felsen Burg Rhein- stein herab, die sich Prinz Friedrich von Preußen aus Ruinen in alt- ritterlicher Bauart herstellen ließ; man sieht die schmalen Fallbrücken, welche den Einlaß in den Burghof gewähren. Kaum ist Nheiustein dem Blick entschwunden, so taucht bereits Burg Sooneck vor uns auf. Sanft gleitet das Schiff hin auf dem schönen, majestätischen Strome, der auch im Sommer eine stattliche Wasserfülle behält, weil die 300 Gletscher an seiner Wiege gerade zur Zeit der Sonnenglut ihn reichlich nähren. Von B a ch a r a ch schallt jetzt der Klang der Glocken herüber, die zum Hochamt rufen, und bald hallen die Orgeltöne weihevoll über die Wogen. Wie drängt sich da Reinicks Lied „Sonntag am Rhein" von selbst auf die Lippen: Des Sonntags in der Morgenstund', Und ernst in all die Herrlichkeit wie wandert's sich so schön die Burg herniederschaut am Rhein, wenn rings in weiter Rund' und spricht von alter, guter Zeit, die Morgenglocken gehn. — die auf den Fels gebaut. Ein Schifflein zieht auf blauer Flut, da singt's und jubelt's drein; du Schifflein, gelt, das fährt sich gut in all die Lust hinein? Das alles beut der prächt'ge Rhein an seinem Rebenstrand und spiegelt recht im hellsten Schein das ganze Vaterland, — Vom Dorfe hallet Orgelton, Das fromme, tteue Vaterland es tönt ein frommes Lied; in seiner vollen Pracht, andächtig dort die Prozession mit Lust und Liedern allerhand aus der Kapelle zieht. — vom lieben Gott bedacht. — Jetzt blicke zur Rechten! Kaub taucht auf. Wie ruft dieser Name die geschichtliche Erinnerung wach an den alten Feldmarschall Vorwärts, der in der Neujahrsnacht 1814 den Befehl erteilte und ausführte: „In Frankreich hinein!" und der an der Übergangsstelle, in Erz gegossen, noch heute dasteht, die Faust am Schwertgriff. Dort, wo ein Zug fauchend aus dem schwarzen Felsentunnel hervorschießt, ist der L o r e l e i f e l s e n, der sich schroff und steil au den Strom herandrängt. Fehlt ihm auch ern dichtes grünes Kleid, so ist er dafür um so reicher mit Sagen umwoben. Zur Zeit der Dämmerung und beim milden Glanze des Mondlichts ließ sich früher eine holde Jungfrau mit goldenen Locken auf der Kuppe sehen, die mtt so verlockender Stimme sang, daß viele Vorüberfahrende wie ver- zaubert lauschten, Kiel und Steuer vergaßen und am Felsenriff zerschellten. Der Sohn eines Pfalzgrasen wollte zu ihr dringen, tat den Sprung aus dem Fahrzeug zu kurz und ertrank. Ein Bote des Vaters forderte sie auf, sich in den Rhein zu stürzen; doch sie entgegnete: „Der Rhein mag mich holen!" Da flogen zwei Wellen in Gestalt weißer Rosse zu

9. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 64

1913 - Leipzig : Hahn
64 schont bleiben. Doch wenn du mich wiederum durch meine Ge- hilfen einlädst, werde ich dich ohne Erbarmen mitnehmen.“ »Deine Gehilfen“, sprach jetzt Gottfried erleichtert, »kenne ich nicht, sonst würde ich sie fliehen, solange mir das Leben lieb ist.“ »da,“ versetzte der Jüngling unter schadenfrohem Ge- lächter, »die Menschenkinder fürchten den Tod, aber sie lieben seine Gehilfen; darum mache ich täglich reiche Beute. Doch du bist noch jung und unerfahren und sollst einst die Stütze deiner Eltern werden; deshalb will ich dich mit meinen Gehilfen bekannt machen.“ Gottfried hatte die Rechte um den dicksten Stamm des Holunderstrauches gelegt und seinen Blick mit Neugier und Angst auf den seltsamen Gast gerichtet. Am westlichen Himmel glänzte das Abendrot in purpurnem Schimmer, und in der dicht- belaubten Gartenhecke sang ein Vöglein sein letztes Lied. »Dein Bruder, um den du eben trauerst,“ begann der Tod, »wagte sich auf die dünne Eisdecke des tiefen Weihers; er brach ein und wurde meine Beute, während du laut schreiend am Ufer standest. Dein bester Spielgenosse, dessen frischer Grabhügel noch feucht ist von deinen Tränen, erkletterte die höchsten Bäume; er tat einen Fehlgriff, der morsche Ast gab nach, und — der jugendfrische Knabe lag in meinen Armen. Unvorsichtigkeit, Leichtsinn und Übermut waren meine Gehilfen, die mir zwei blühende Menschenleben vor der Zeit zuführten. Und wo immer die Jugend spielt und tollt, da sind meine Helfershelfer tätig. Sie lauern an dem kühlen Flusse und an der klaren Quelle, um das erhitzte Kind zum Bade oder Trünke zu verleiten; sie stehen an den steilen Abhängen der Berge und neben den Gerüsten der Neubauten; sie umschweben den schaukelnden Kahn und den dahinrollenden Wagen. Und kann auch der frevelhafte Leichtsinn nicht ganz sein Werk vollbringen, so macht er doch den einen zum Krüppel oder bringt dem andern Fieber und Siechtum, so daß sie vor der Zeit dahinsterben.“ Gottfried blickte bei diesen Worten beschämt zu Boden und sagte kein Wort; der Tod aber fuhr fort: »Auch die Unrein- lich k e i t ist meine Gehilfin. Sie duldet den Schmutz an Kleidern und Betten und scheut das Wasser wie ein toller Hund. Die wiederholte und gründliche Reinigung des Körpers durch kalte Abwaschungen oder Bäder kann sie nicht ausstehen, und das Fegen und Schrubben in den Wohnräumen ist ihr verhaßt. Sie verhindert auch das tägliche Lüften der Wohn- und Schlaf- zimmer, damit die Menschen statt der reinen, belebenden Luft stinkende Dünste einatmen.“ »Jetzt weiß ich auch,“ versetzte der Knabe, »weshalb du bei ansteckenden Krankheiten besonders in den unsauberen Häusern und dumpfen Wohnungen die reichste

10. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 111

1913 - Leipzig : Hahn
111 56. Are schwarze Stadl. Städte mit amerikanisch jähem Wachstum und amerikanischem Gold- fieber, in denen die stete Hast und das tolle Ringen industrieller Arbeit tobt, über Nacht Tausende und Tausende aus dem Schoß der Erde ge- wonnen werden, in denen Glücksjäger aller Nationen und Rassen sich tummeln — im großen Rußland sind sie selten. In einem öden Winkel des russischen Reichs, nahe den Grenzen Persiens und der Türkei, am Westufer des Kaspischen Meeres liegt eine derartig merkwürdige Stätte. Es ist die Naphthastadt Baku.*) Im August des verflosienen Jahres führten mich meine Wanderungen durch die Kaukasusländer auch nach Baku. Von Westen, von Tiflis her kam ich. Von Norden blickte das wilde Gewirr der nackten, gezackten Riesen- ketten des Großen Kaukasus, angetan mit breiten, weißen Schneehauben, drohend herüber; im Süden grüßten die lieblich sich streckenden, zart ge- rundeten Berge des Kleinen Kaukasus. Hier fette Getreidefelder, dichte Rebenpflanzungen, dort braungetönte, melancholische Ebenen und längs des Kurflusses graugrüne Sümpfe, in denen es von Reihern, Störchen und Pelikanen wimmelte. Je mehr ich mich Baku näherte, desto eintöniger, farbloser wurde die Szenerie. Baumlose Bergkegel mit rissigem Gestein, auf denen grelle Sonnen- lichter lagen, erhoben sich. Trockene Distelstauden deckten die gelbschillernde Steppe. Was von menschlichen Behausungen sichtbar wurde, waren einzig die weißen Mauerquadrate der Stationsgebäude. Eine erstickende Lust, untermischt von schwerem Erdölgeruch, zog über die Ebene. Hohe, für die Ausfuhr von Roh-Naphtha gebaute Waggons, mächtige, auf Rädern ruhende Eisenzylinder standen auf den Seitengeleisen in langen Reihen. Vor fünfzig Jahren war Baku noch ein schmutziges, kleines Tataren- dorf. Unsauber ist es auch heute noch, aber die Bevölkerung, die die Naphthastadt und ihre nächste Umgebung birgt, erreicht zur Zeit besonders reger industrieller Tätigkeit 150 000 Seelen. Auf einem Flächenraum von nahezu 3000 qkm gleicht die Erde einem mit Erdöl getränkten Schwamme. Doch nur 50 qkm naphthahaltigen Landes unterliegen bis jetzt der Bohrung. Der Geschäftsführer des deutschen Konsuls in Baku, der dort ein Musterlager deutscher Maschinen und Maschinenteile unterhält, geleitete mich zu einigen Bohrlöchern, zu einer springenden Fontäne, ins Innere mehrerer Bohrtürme. Soweit das Auge reichen konnte, lag graues, kahles Erdreich, standen Hochaustagende schwarze Brettertürme und blaugrün schimmernde Naphtha- seen und -lachen. Wie der Kutscher, ein zerlumpter Tatar, dem die Haar- büschel fast bis an die Nasenwurzel wuchsen, durch dieses straßenlose Einerlei sich hindurchfinden konnte, war mir ein Rätsel. Mein Führer hatte ihm nur zugerufen: Bohrturm „180", „425", „571!", und er jagte mit seinen zwerghaften, blitzschnell ausgreifenden Pferdchen ohne Irrtum zum Ziel. Das Verfahren, das Naphtha aus den gewaltigen, unterirdischen *) Baku ist vor kurzem gänzlich niedergebrannt.
   bis 10 von 20 weiter»  »»
20 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 20 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 0
3 0
4 0
5 6
6 0
7 10
8 1
9 0
10 0
11 0
12 0
13 2
14 0
15 0
16 0
17 2
18 6
19 1
20 0
21 0
22 0
23 0
24 4
25 0
26 0
27 0
28 3
29 5
30 0
31 0
32 0
33 1
34 0
35 0
36 0
37 5
38 2
39 0
40 0
41 1
42 0
43 2
44 1
45 0
46 0
47 0
48 0
49 1

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 3
2 0
3 1
4 2
5 2
6 4
7 0
8 0
9 0
10 3
11 0
12 2
13 0
14 0
15 0
16 0
17 5
18 0
19 1
20 0
21 2
22 0
23 1
24 0
25 0
26 0
27 0
28 6
29 1
30 0
31 0
32 0
33 1
34 0
35 0
36 0
37 0
38 0
39 2
40 3
41 0
42 1
43 0
44 0
45 1
46 0
47 0
48 1
49 7
50 1
51 2
52 0
53 0
54 3
55 0
56 0
57 1
58 1
59 0
60 0
61 1
62 0
63 0
64 0
65 0
66 0
67 0
68 0
69 0
70 8
71 0
72 0
73 0
74 0
75 0
76 1
77 10
78 0
79 1
80 0
81 0
82 5
83 0
84 0
85 0
86 0
87 1
88 0
89 0
90 0
91 1
92 2
93 1
94 1
95 0
96 0
97 1
98 0
99 1

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 21
1 153
2 4
3 57
4 1
5 45
6 20
7 39
8 3
9 1
10 0
11 111
12 103
13 6
14 31
15 2
16 0
17 22
18 0
19 26
20 7
21 8
22 0
23 0
24 14
25 20
26 4
27 0
28 2
29 17
30 0
31 8
32 13
33 64
34 12
35 19
36 15
37 0
38 2
39 128
40 1
41 1
42 6
43 47
44 1
45 10
46 10
47 37
48 1
49 0
50 59
51 63
52 353
53 21
54 40
55 1
56 0
57 0
58 0
59 68
60 42
61 3
62 24
63 0
64 1
65 26
66 10
67 17
68 6
69 0
70 12
71 22
72 2
73 1
74 0
75 18
76 36
77 1
78 310
79 0
80 3
81 145
82 9
83 42
84 3
85 0
86 39
87 32
88 2
89 5
90 16
91 9
92 0
93 4
94 15
95 47
96 13
97 0
98 1
99 9
100 69
101 94
102 67
103 6
104 18
105 2
106 4
107 72
108 0
109 22
110 24
111 28
112 5
113 28
114 45
115 1
116 20
117 2
118 0
119 27
120 0
121 39
122 95
123 33
124 49
125 15
126 28
127 15
128 0
129 77
130 20
131 39
132 0
133 123
134 7
135 2
136 93
137 64
138 5
139 29
140 20
141 6
142 9
143 5
144 0
145 4
146 0
147 10
148 1
149 2
150 0
151 19
152 43
153 27
154 108
155 45
156 8
157 6
158 0
159 13
160 13
161 4
162 0
163 0
164 2
165 5
166 11
167 3
168 22
169 12
170 4
171 0
172 5
173 13
174 8
175 59
176 27
177 12
178 26
179 9
180 2
181 0
182 51
183 218
184 21
185 2
186 9
187 0
188 266
189 0
190 0
191 0
192 0
193 27
194 5
195 7
196 78
197 11
198 0
199 20